Lautstärke in Innenräumen bei Schussabgabe

  • Frage mich oft, wie das bewaffnete Einheiten im Einsatz handhaben. Angenommen, es steht ein (geplanter oder nicht) Schusswechsel in einem Haus oder Halle oder wo auch immer an. Tragen die Einsatzkräfte Gehörschutz (falls geplanter Einsatz, dann doch sicherlich)?

    Wie verhält sich das mit der Lautstärke der Schussabgabe und dem Gehörtrauma (?). Wie sieht es mit der Sicherheit aus, bez. Verständigungsqualität mit Gehörschutz? Jemand der nur Ohrenstöpsel trägt, nimmt sicher schlechter die Gefahren der Umgebung wahr.

    "...Hait pesischen gerech..." - 49 vor Christus; irgendein Mensch im ptolemäischen Ägypten zu einem professionellen Assassinen...

  • KeefTheThief

    Hat den Titel des Themas von „Lautstärke in Innenräumen“ zu „Lautstärke in Innenräumen bei Schussabgabe“ geändert.
  • Aktiver Gehörschutz mit integriertem Mikrofon, welches per Funkgerät verbunden wird. Sowieso sehr empfehlenswert auf dem Schiessstand. Zumindest der aktive Gehörschutz.


    Gibt es in jensten Ausführungen, auch nur die Ohrmuscheln, wenn man einen Helm trägt.


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    Die verstärken sogar das hörvermögen wenn du die voll aufdrehst zumindest nehme ich das so war.

  • Im normalen Alltag: in einem Ohr den Funk, das andere Ohr: Kollateralschaden.


    Hat hier jemand damit schon Erfahrungen gemacht?

    Dümmster Fall: Kompletter Gehörverlust auf einem Ohr oder ständiger Tinitus?

    "...Hait pesischen gerech..." - 49 vor Christus; irgendein Mensch im ptolemäischen Ägypten zu einem professionellen Assassinen...

    • Offizieller Beitrag

    Kollege von mir hat in einem Keller mal ohne Hörschutz den Knall einer .223 aus irgendwas AR15 mässigem abbekommen. Tasche vergessen, ohne Gehörschutz schnell holen wollen.

    Hat ordentlich geklingelt meinte er, und das Gehör war noch etwas über 1 Woche lang beinträchtigt auf der zum Schuss zugewandten Seite. Er ist noch recht Jung so um 25ig und schien es gut weggesteckt zu haben.


    Empfehlenswert sowas nachzuahmen ist es sicherlich nicht. Aber kommt halt ab und an mal vor, was man so hört.

    Bei Brillenträgern verrutscht gerne mal was, andere kratzen sich im falschen Moment unter dem Gehörschutz... usw.

  • Im normalen Alltag: in einem Ohr den Funk, das andere Ohr: Kollateralschaden.


    Hat hier jemand damit schon Erfahrungen gemacht?

    Dümmster Fall: Kompletter Gehörverlust auf einem Ohr oder ständiger Tinitus?

    Grundsätzlich ist die Schussabgabe zum Glück äusserst selten.

    Wenn die Gefahr eines möglichen Schusswaffeneinsatz im Voraus besteht, ist i.d.R. die ARGUS (oder sonstige SE der Polizei) vor Ort. Diese sind mit entsprechendem aktiven Gehörschutz ausgerüstet.


    Bei einem unvorhergesehenen Schusswaffeneinsatz im Dienst ist, wie gesagt, das Gehör nicht geschützt. Zwei mir bekannte Schussabgaben fanden im Freien statt. Beide haben keine selber erkennbaren oder nachträglich einschränkende Gehörschäden davongetragen. Eine Schussabgabe im Innenraum ist mir zum Glück von niemandem "ungeschützten" bekannt.


    Beim Erlösen eines Tieres wird "vorbereitet" und mit Stöpseln die Ohren geschützt.

  • Kollege von mir hat in einem Keller mal ohne Hörschutz den Knall einer .223 aus irgendwas AR15 mässigem abbekommen. Tasche vergessen, ohne Gehörschutz schnell holen wollen.

    Hat ordentlich geklingelt meinte er, und das Gehör war noch etwas über 1 Woche lang beinträchtigt auf der zum Schuss zugewandten Seite. Er ist noch recht Jung so um 25ig und schien es gut weggesteckt zu haben.


    Empfehlenswert sowas nachzuahmen ist es sicherlich nicht. Aber kommt halt ab und an mal vor, was man so hört.

    Bei Brillenträgern verrutscht gerne mal was, andere kratzen sich im falschen Moment unter dem Gehörschutz... usw.

    Ich hatte das MR308 mit einer recht breiten Schulterstütze und einen ziemlich voluminösen Peltor (aktiv). Beim seitlich liegenden Schiessen hat es mir den GS mal minimal angehoben. Zum Glück ist nichts passiert, als die Kollegen daneben losgeballert haben. Seitdem trage ich einen schnittigen Sordin und die Stütze der Virtus passt auch besser ?

    Habe mir eigentlich geschworen auch noch Stöpsel beim Taktischen Schiessen zu tragen.


    Aber kann es sein, dass es im Schiesskeller lauter knallt als in einer Wohnung, da ja der Schall möglichst drinnen bleiben soll und in der Wohnung gut abgeleitet werden kann?

    "...Hait pesischen gerech..." - 49 vor Christus; irgendein Mensch im ptolemäischen Ägypten zu einem professionellen Assassinen...

  • Aber kann es sein, dass es im Schiesskeller lauter knallt als in einer Wohnung, da ja der Schall möglichst drinnen bleiben soll und in der Wohnung gut abgeleitet werden kann?

    Ist meist der Fall ja. Müsste eigentlich nicht so sein. Man könnte den Raum so auskleiden, dass die Schallwellen weniger reflektieren, aber 1. kostet das nicht gerade wenig und 2. umso mehr wenn dann jemand da reinschiesst.


    Bei einer Wohnung schwingen die Wände und Scheiben viel stärker und geben dann eben viel mehr "Lautstärke" weiter, die nicht mehr zurückkommt.

    Gemäss Standard stand die Standarte artig im standardmässigen Standartenstand.

  • So oder so, sollte man doch einer Schussabgabe (oder anderem lautem, insbesondere knallartigem Geräusch) ausgesetzt sein, so empfiehlt sich auf jeden Fall das Aufsuchen eines Spezialisten.


    Ich meine zu Wissen dass man einen Tinitus frühzeitig noch (besser) behandeln kann. Auch wenn das Klingeln von alleine aufhört, können doch Schäden entstehen, die man evt. erst im höheren Alter bemerkt.

    "will mir einer trutthahn jacke andrehen?"

  • Wäre noch interessant zu erfahren, wie es bei den Kriegsveteranen aussah? Falls nach dem WWII überhaupt solche Untersuchungen bzw. Statistiken irgendwo gemacht wurden.


    Ich meine, die Soldaten auf allen Fronten hatten in wenigsten Fällen einen Gehörschutz und müssten eigentlich alle Hörgeschädigt sein. Oder ist es so, dass ein menschlicher Körper sich doch in vielen Fällen selbstständig regenerieren kann, als es angenommen wird?

  • Das Gehör kann sich nicht regenerieren.


    Wenn die Härchen im Innenohr mal geknickt sind, wars das.

    Medikamente können je nach dem etwas helfen, aber die Ursache bleibt und ist nicht reparabel.

    Einmal editiert, zuletzt von Chacal ()

  • KeefTheThief

    Also ich glaube du machst dir da ein wenig zu viele Gedanken bezüglich Schiesslärm. Klar, wenn jetzt jemand ne 308 mit Mündungsbremse neben deinem ungeschützten Ohr abfeuert wird wohl Tinnitus wirklich "Best-Case" sein.

    Ansonsten werden die paar Schuss die in so einem Fall benötigt werden nicht zum "Gehörverlust" führen. Ich muss aber dazu auch sagen, dass ich persönlich Tinnitus nicht als Gehörverlust einstufe, der kann schon aus so einem Event resultieren; ist halt dann einfach nervend wenn's mal ruhig um einem ist oder man einschlafen möchte.

    Damit will ich natürlich nicht sagen, dass man sein Gehör nicht Schützen soll; gerade für Einsatzkräfte ist es aber Berufsrisiko; es ist halt aber einfach so, dass die Airpods auf maximaler Lautstärke über lange Zeit vermutlich mehr Schaden anrichten als eine Handvoll Schüsse.


    Was vielleicht im Zusammenhang mit Einsatzkräften und Schiessen viel interessanter ist, ist das sogenannte "traumatic brain injury" bzw. "TBI", also Schädel-Hirn-Trauma, welches unter anderem durch viel schiessen mit kurzen Gewehren und den Umgang mit anderen Überdruckquellen entstehen kann.


    AnatolM

    klick und klick

    Hat zwar keine % zu WW2, aber immerhin 10-20% französicher Soldaten in WW1 und 1/3 US Truppen während US-Bürgerkrieg hatten "Hörverluste". War schon immer ein "Berufsrisiko" und wird es wohl auch noch eine Weile bleiben. Zudem kannst du noch sehen, was geschichtlich so als "Gehörschutz" verwendet wurde.


    Um das wieder ins 21.Jh zu bringen; die hier im Thread erwähnten aktiven Gehörschutz sind super und ja, die erweitern sogar das Hörvermögen wenn man sie dementsprechend einstellt. ABER, ich kenne absolut niemanden der die gerne bei um die 30°C oder unter -0°C anzieht. Ebenfalls kenne ich niemanden der sie gerne für Stunden "ohne Ende" anzieht. Das selbe gilt für den normalen "Pamir", der schränkt einfach dazu noch die Kommunikation und die Wahrnehmung von Geräuschen ein.


    Das Ding ist doch folgendes (das gilt im übrigen für alle Berufsgruppen) wenn dein Schutzequipment deine Arbeit beeinträchtigt oder dich "nervt" wirst du es auch nicht so gerne tragen. Du trägst es also nur wenn entweder die Wahrscheinlichkeit das du es brauchst gross oder die Zeit in der du es tragen musst kurz ist. Wenn du denkst, dass du es nicht brauchst und es für eine lange Zeit (herum-)tragen musst, bleibt es vielleicht sogar "im Spint".

  • Vereinzelte 9mm bis 7.62x39 ohne Gehörschutz im Schiesskeller führt nicht zum Tinitus (klar, Langzeitschäden sind ein anderes Thema).


    Eine AdA aus meiner Kompanie stand mal neben einer Browning M2 bei einer Gefechtsübung ohne Gehörschutz, der musste dann mit Gehörverlust auf die Krankenstation.

    Wurde aber auch wieder Gesund soviel mir ist.

  • KeefTheThief

    Also ich glaube du machst dir da ein wenig zu viele Gedanken bezüglich Schiesslärm.

    Ich mache mir keine Gedanken im negativen Sinne; es hat mich nur interessiert, wie dies im Alltag im professionellen Bereich gehandhabt wird.


    Es geht mir nicht darum, das Schiessen ohne GS auszureizen.


    Wir können aber in diesem Zusammenhang auch gleich ein anderes Thema aufgreiffen.

    Der private Waffenträger zu Hause wehrt sich mit 9mm gegen einen bewaffneten Einbrecher.

    Details wie "Warum hat das Opfer eine geladene Waffe" und "Wieso hat der Täter eine Waffe" oder "Der Einbrecher wird das Opfer anschliessend auf Schadensersatz wegen Gehörverlust verklagen" lassen wir mal aussen vor.


    Wie verhält sich der zu ertragene Lärm 10m weiter hinten in der Wohnung, wenn dort Frau und Kinder "schlafen"? Nachbaren?


    Mit was ist die LS einer 9mm aus einer Standard-Pistole verschossen zu vergleichen?

    "...Hait pesischen gerech..." - 49 vor Christus; irgendein Mensch im ptolemäischen Ägypten zu einem professionellen Assassinen...

  • Im Alltag gibt es keine vergleichbaren Lärmquellen. 9mm aus einer Kurzwaffe ist um die 160 dB in Mündungsnähe. Wenn du die ohne Gehörschutz abfeuerst, hörst du erstmal gar nix mehr für einen Moment. 10m weiter hinten wird das nicht wesentlich leiser sein.


    Es gibt viele Schützen, die denken, der Knall von Kurzwaffen sei nicht so schlimm, dabei sind die oft sogar lauter als Gewehre, zumindest, wenn diese eine anständige Lauflänge haben.

    Gemäss Standard stand die Standarte artig im standardmässigen Standartenstand.

  • Ein Berufskollege musste vor zwei Jahren in einer Wohnung auf eine Person schiessen. Ich habe ihn erst kürzlich gefragt, ob er damals eine Hörminderung oder Tinnitus hatte.


    Er trug weder eine Hörminderung noch sonstige Schäden davon.


    Das ist whs so zu erklären, dass, wenn man sich in einer solchen Ausnahmesituation befindet, die Härchen im Innenohr besser durchblutet sind wegen dem Adrenalin und somit eine Schädigung besser verhindert werden kann.


    Übrigens bietet der Funkohrstöpsel (zumindest bei meinem Arbeitgeber) sogut wie keinen Schutz gegen Schall.

  • gromadusi

    Bei 160db an der Mündung (5cm entfernt) bist du bei 50cm "nur noch" bei ~140db und bei 10m bei ~113db, letzteres ist weniger als neben ner Kettensäge oder Presslufthammer und gilt generell "unter der Schmerzgrenze". Das wären dann die Berechnung für ne Punktquelle welche Kreisrund abstrahlt; da eine Mündung das nicht macht wird es weniger sein solange sich die Person hinter der Mündung befindet; ich kann das aber nicht berechnen.


    KeefTheThief

    Die db für 10m siehst du oben; bezüglich den Nachbaren ist es halt so, dass Haus/Wohnung viel abhalten kann und man das nicht so sagen kann; jedoch, auf freiem Feld kann ein Schuss aus ner Pistole auch auf 800m noch lauter als ein Auto heute offiziell sein darf (75db). Das da ringsum die Lichter angehen werden, ist also sehr wahrscheinlich.


    So wie du dein Beispiel genannt hast, gehe ich jetzt mal davon aus, dass der private Waffenträger den bewaffneten Einbrecher gesucht, gestellt und/oder konfrontiert hat. Während ich das nun natürlich nicht auf die juristische Ebene heben möchte, möchte ich aber anmerken, dass das Suchen von nem Einbrecher gleichbedeutend ist mit dem Aufgeben des taktischen Vorteil welchen man als Verteidiger automatisch besitzt.

    Ich hab mal irgendwo gelernt, dass man als Angreifer eine personelle Überlegenheit von 3:1 haben sollte, wenn man bei gleicher Fähigkeit "gewinnen" möchte.

    Für jemand der als privater Waffenträger (ungeachtet des juristischen) glänzen möchte, ist es einfacher und sicherer z.B. die Schlafzimmertüre oder sonst einen obligatorischen Durchgang (Treppe ins Obergeschoss) zu verteidigen, als sich mittels (Waffen-)Lichteinsatz im Haus nach dem Einbrecher umzusehen. Entdeckt einem nämlich der Einbrecher zuerst, so hat er nun den taktischen Vorteil auf seiner Seite, da er nun nur die Türe "verteidigen" muss.