Ich greife mal das alte Thema auf. Wollte mich mal über eure Meinungen bezüglich der XM7 (ex-XM5) alias SIG Sauer MCX Spear erkundigen? Also weniger von der technischen Seite, sondern vom Einsatzkonzept her. Die Waffe soll bekanntlich den M4A1 als Ordonanzwaffe ablösen.
Für mich sieht es eher nach einer M14 Story 2.0 aus. Eine M7 mit allem möglichen high-tech Umhängsel ist weder leicht, noch führig. Ein 20-Schuss Magazin auch eher nachteilig und ein Infanterist wird wieder weniger Munition auf sich führen können. Ob eine grössere Durchschlagskraft der Munition und präzise Zielbekämpfung auf weite Distanzen gegenüber der Führigkeit und der Feuerdichte einen Vorteil bietet, mag ich zu bezweifeln. Als eine DMR ist die Waffe zusammen mit der neuen Optik ideal. Aber die ganze Infanterie-Gruppe (plus M250) damit auszurüsten, finde ich etwas über das Ziel hinausgeschossen.
Wenn man die Erfahrungen aus dem aktuellen Ukraine-Krieg miteinbezieht, so finden die Kämpfe mit der Handfeuerwaffe immer noch auf kürzeste Entfernungen statt. Ein Maschinenkarabiner (egal ob eine AK oder M4 & Co) übernimmt zunehmend die Rolle einer PDW. Die Infanterie wird hauptsächlich durch explosive Wirkmittel auf grössere Entfernungen bekämpft und was neu ist, auch durch FPV-Drohnen. Der massive Einsatz von kleinen und günstigen Drohen, vor allem durch die russische Armee hat, ähnlich wie im ersten Weltkrieg das MG, die Kriegsführung grundlegend verändert. Ein FPV-Drohnen Operator ist mittlerweile ein Schaftschütze und ein RPG-Schütze, welcher kleine und verdeckte Ziele auch auf 2-5 km ausschaltet.
In den Schützengräben, urbanen Gebieten oder Wäldern ist die Führigkeit, das Gewicht und die Feuerkraft der persönlichen Waffe entscheidend und das alles bietet die M7 nicht.
Auch die Patrone .277 Fury oder 6.8x51 Common ist sicherlich eine interessante Entwicklung mit einer überragenden Ballistik und ist für Einheits-MGs und DMRs bestens geeignet. In dieser Rolle erinnert mich die 6.8x51 an die sowjetische Patrone 6x49, welche in den Achtzigern entwickelt wurde und die alte 7.62x54R endlich ablösen sollte. Der Zerfall von Sowjetunion hatte das verhindert. Aber auch die Tatsache, dass ein 5g Geschoss den Lauf mit einer Geschwindigkeit von 1150 m/s verliess, verlange neue technische Lösungen wegen der erhöhten Systemabnutzung und die Hitzeentwicklung. Mit der Einführung der neuen Patrone, reichte ein blosses Laufwechsel nicht und es musste auch ein neues MG und Scharfschützengewehr (DMR) entwickelt werde. Für das fehlte aber in den Neunzigern endgültig das Geld.
Trotz des Bestrebens nach Unifizierung, war diese 6x49 Patrone nicht für die Standardwaffe vorgesehen, sondern nur für Einheits-MG und DMR. Die 6.8x51 hingegen, soll mit der Zeit auch die Standardpatrone werden. Die Motivation dahinter wäre, höhere Durchschlagsleistung der Schutzwesten von potenziellen Feinden. In der Theorie mag es zwar stimmen. Aber in der Praxis steht ein Soldat, welcher 2-3 5.56mm Geschosse in die Panzerplatte abbekommen hat auch nicht so schnell auf. Die Schnelligkeit und die Feuerdichte in einem Feuerkampf immer noch entscheidend.
Das wäre meine Meinung. Gutmöglich habe ich die Idee des Einsatzkonzeptes von M7 und der 6.8x51 Patrone nicht ganz verstanden. Wäre Interessant anderen Meinungen zu hören….