Das Rätsel um das alte Berner Scharfschützengewehr mit der Nummer 293

  • Das Rätsel um das alte Berner Scharfschützengewehr mit der Nummer 293


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    Bei mir an der Wand hängt ein altes Perkusionsgewehr an der Wand. Gemäss Recherche handelt es sich um Berner Scharfschützen Gewehr. Diese Gewehre werden immer mal wieder in Auktionshäuser angeboten und finden sich im Internet in etwelchen Katalogen und Verkaufslisten.


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    Wenn man der Geschichtsschreibung folgt, wurden ein solches Gewehr durch Mayor Carl-Ferdinant Fischer von Bern 1826 dem Kriegsrat in Bern vorgelegt.

    Es wurde beschlossen, dass vier bis sechs solcher Waffen herzustellen seien um sie danach auf dem Schiessplatz Thun zu prüfen. Diese vier bis sechs Waffen soll er durch einen ihm befreundeten Büchsenmacher, Christian Schenk, herstellen lassen haben.


    Dieses Gewehr soll der erste Versuch gewesen sein, eine einheitliche und ordonanzmässige Bewaffnung in der damaligen Schweiz durchzusetzen.


    Dieses Gewehr soll somit die Grundlage unserer heutigen einheitlichen Bewaffnung des Schweizer Militärs sein.



    Wer hier ein wenig nachforscht kann gut herausfinden, dass Karl-Ferdinant Fischer am 4. Januar 1796 das Licht dieser Welt in Bern erblickte.


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    Er war der Sohn von:


    Friedrich Albrecht Fischer‏‎

    Geboren am ‎7. März 1771 in Bern,

    Beruf: Artilleriehauptmann, Schultheiss des äusseren Standes, Oberamtmann zu Burgdorf

    und

    Julia Elisabeth Sinner‏‎

    Geboren am ‎7. Oktober 1773 in Bern


    Mayor Karl Ferdinant Fischer hatte eine Schwester, zwei Brüder und zwei Halbbrüder.


    Von Berufs wegen war Mayor Fischer in holländischen Diensten als Scharfschützenmayor. Das war zu dieser Zeit, weit vor unserer Bundesverfassung das

    normalste auf der Welt.



    Soweit ist also vieles schlüssig.



    Weniger schlüssig ist indes die Geschichte in Verbindung der Fertigung des Berner Scharfschützen-Gewehrs mit der Nummer 293.


    Gemäss Ansicht, Abmessungen, Nummerierung passt effektiv alles perfekt zusammen. Ausser dem Stich-Bajonett ist die ganze Waffe auf jedem Teil identisch durchnummeriert.


    Wenn da nur nicht diese Prägung auf dem Lauf unter dem Berner-Wappen wäre.


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    Zur Zeit als der Gewehrlauf gefertigt wurde, war nämlich Klaus-Ferdinant Fischer keineswegs Offizier, sondern er war damit beschäftigt, wie jedes Kind mit 3 Jahren, spielerisch die Welt zu entdecken.


    In der Vergangenheit ist möglicherweise der Lauf ersetzt worden. Somit stellt sich dann schon die Frage, wie so ein Gewehrlauf etwa 30 Jahre vor der Fertigung eines Gewehrs entstanden sein soll. Alle Passungen stimmen mehr als korrekt.


    Das Berner Wappen passt 1799 auch nicht wirklich auf eine Waffe, die 1826 als Ordonanzwaffe gedacht war. 1798 marschierten nämlich die Franzosen in Bern ein und eroberten weite Teile der Helvetischen Republik. 1799 war dann auch Luzern die Hauptstadt.


    Reit sich die Geschichte um den Mayor Karl-Ferdinant Fischer einfach in die Geschichten, die mit viel Patriotismus weitererzählt und zu Legenden wurden?


    Die Beschaffung des Berner Scharfschützen Stutzers ist vielleicht nicht ganz so glorreich wie in den Geschichtsbücher erzählt wird. Wurden einfach "Altbestände" zusammengekauft und alte, durchaus gute, vorhandene Gewehre um und ausgerüstet? Vielleicht sogar von Steinschloss auf Perkussion?


    Wie auch immer; wer mehr dazu weiss kann hier gerne dazu etwas schreiben...



    Unten noch einige Bilder dazu:



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    Es gibt nichts Stilleres als eine geladene Kanone - Heinrich Heine

    Einmal editiert, zuletzt von EIT ()

  • Hallo ETI, die Nr. 1799 hat nichts mit dem Jahrgang zu tun. Die Berner Stutzer wurden durch mehrere

    Büchenmacher hergestellt, nämlich Hohli, Müller, Hofer, Schenk...

    Die genaue Anzahl hergestellter Waffen ist nicht bekannt. Die Büchenmacher nummerierten jedoch

    die von ihnen gefertigten Gewehre und sämtliche Bestandteile. Dies ist in diesem Fall die Nummer

    293 und der Büchser Müller. Die Militärbehörde des Kanton Bern hingegen liess die Waffen mit

    Kantonsschlag und vermutlich laufender Nummer kennzeichnen. Das ist die Nummer 1799 im Kranz und dem Bernerwappen. Es wurden also keinesfalls alte Läufe oder ähnliches verwendet. Das Gewehr ist einwandfrei und in einem schönen Originalzustand. Gehandelt werden die Gewehre je nach Zustand von

    ca. 800 bis 2500.