Vorab: Dieses Thema stellt ein persönliches Anliegen von mir dar. Die folgenden Zeilen betreffen insbesondere das Schiessen auf 300m mit Ordonnanz-Gewehren:
Wegen der Politik und Medienberichterstattung besteht bezüglich Waffen und Schiesssport ein eher schlechter Ruf in der allgemeinen Bevölkerung. Die Schützenvereine sind teils überaltert, es findet wenig Nachwuchs zu den Vereinen. Weil ich das Waffenrecht in der Schweiz als recht wohlwollend bzw. liberal empfinde, betrachte ich das persönlich als Privileg. Daher auch mein Wunsch, diesen Sport am Leben zu erhalten und den Schiesssport wieder beliebter zu machen.
In meinem Umfeld werden die Obligatorischen Programme teilweise als notwendiges Übel angesehen. Das Eidgenössische Feldschiessen wird auf meinen Schiessständen eher weniger zahlreich besucht als in den Vorjahren. Unsere älteren Vereinsmitglieder geben immer öfter den Schiesssport auf, mitunter aus gesundheitlichen Gründen. Corona hat nun sein Übriges dazu getan, dass vielerorts nicht geschossen werden kann.
Mit der letzten Waffengesetz-Anpassung müssen neue Sportschützen eine "kleine Ausnahmebewilligung" erwerben, sofern sie für Ihre Gewehre Magazine mit mehr als 10 Schuss Kapazität erwerben wollen. Diese kleine Ausnahmebewilligung verpflichtet sie dazu, tatsächlich mindestens 10 Jahre dem Schiesssport treu zu bleiben: Entweder durch Mitgliedschaft in einem Verein oder durch bestätigte, durchgeführte Schiessen als Beweise nach jeweils 5 und 10 Jahren.
Was ich persönlich durch viele Gespräche mit Interessierten erfahren habe:
Das Interesse am Schiesssport besteht, doch haben viele Junge nicht gerade viel Geld übrig und solch langfristige Verpflichtungen schrecken dann zusätzlich ab. Stellt euch vor, ihr habt grundsätzlich Interesse und hört dann, dass ihr eine Spezialbewilligung braucht für ein Gewehr, das ein- bis mehrere Tausend Franken kostet und ihr euch nach 5 und 10 Jahren rechtfertigen müsst, dass ihr die Waffe auch wirklich regelmässig schiesst. Wer da nicht gesponsert und/oder vom privaten Umfeld ermutigt wird, verwirft die Idee schnell.
Mein Vorschlag: Fördert das Schiessen mit den alten Ordonnanzgewehren! ("Let's make the Karabiner 31 great again!")
Es stehen vielerorts noch alte Karabiner und Langgewehre herum, ich sehe gefühlt täglich Inserate für die alten Waffen. Der grosse Vorteil meiner Meinung nach: Karabiner und Langgewehre sind gemäss Hilfsmittelverzeichnis zugelassen, günstig und als Ordonnanzrepetiergewehre (Handrepetierer) "nur" meldepflichtig, nicht bewilligungspflichtig. Sie stellen meiner persönlichen Meinung nach eine interessante Alternative dar für den Einstieg in den Schiesssport, zumal sie nach wie vor als sehr präzise gelten.
In Anbetracht der Vorteile (gute Verfügbarkeit, geringe Kosten und einfacher Erwerb) möchte ich auf das Ressort "Zwinky" des Schweizer Schiesssportverbands SSV hinweisen. Ein jährlich wiederkehrendes Förderungsprojekt für die Erfassung, Zuführung und Gewinnung von neuen Schützinnen und Schützen, wobei der Fokus auf die Förderung des positiven Imageaufbaus liegt.
So könnte man als konkrete Massnahme beispielsweise mit wenig Aufwand im örtlichen Verein ein paar Karabiner zur Verfügung stellen (ggf. mit Schaftkappen, der jungen Schultern willen) und ein Schiessen wie zu (Ur-)Grossvaters Zeiten veranstalten (als Zwinky-Challenge). Wen es packt, auf 300m zu schiessen, der möchte es vielleicht doch auch mal noch mit der Pistole versuchen. Und vielleicht führt es so doch zu Zuwachs in unseren aussterbenden Vereinen?
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit. Was haltet ihr von meinem Vorschlag? Würdet ihr das in eurem Verein umsetzen? Bitte weist mich daraufhin, wenn ich mich irgendwo geirrt habe oder ihr Ergänzungen oder Sonstiges anzufügen wisst. Seid bitte nachsichtig mit mir, ich bin hier im Forum, um zu lernen!